Kinder und Jugendliche benötigen spezielle Betreuung und speziell dosierte Medikamente. Oft aber fehlt es an adäquaten Arzneimitteln, weil schlicht keine Fertigpräparate in richtiger Dosierung oder Arzneiform zur Verfügung stehen. Diese Minderversorgung einer hochsensiblen Patientengruppe bedarf individueller Problemlösungen, um der Gefahr von Fehltherapien zu begegnen. Ist kein industriell zugelassenes Medikament verfügbar, stellen Apotheker auf Basis ärztlicher Verordnung individuell angefertigte Arzneimittel her.
Eine magistrale Zubereitung stellt den Arzt und Apotheker in Hinblick auf Dosierung des Wirkstoffes, Wechselwirkungen, gegenseitige Beeinflussung und komplexe galenische Zubereitung vor große Anforderungen. Offizielle Richtlinien dazu finden sich im Österreichischen und Europäischen Arzneibuch, sind aber in der täglichen Praxis oft nicht ausreichend.
Die zurzeit üblichen Standards entsprechen großteils nicht immer dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Es haben sich veraltete, über die Jahre kritische Zusammensetzungen oder Dosierungen etabliert und viele dieser Verordnungen sind nicht standardisiert und nicht qualitätsgesichert.
Das Kompendium JUNIORMED setzt einen ersten Schritt, um eine umfassende Arzneimitteldatenbank im Kinder- und Jugendmedikationsbereich zu realisieren.
Ergebnis des interdisziplinären Projektes ist es, durch bundesweite Sammlung und Evaluierung der vorhandenen magistralen Rezepturen – basierend auf dem aktuellen Wissensstand – eine einheitliche und qualitätsgesicherte Standardisierung von magistralen Rezepturen für Kinderund Jugendliche durchzuführen.
Dieses Projekt wird vom Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort gefördert und dankenswerterweise vom Land Oberösterreich und der Paracelsus Medizinsiche Universität mitfinanziert.
Österreichweite Sammlung der derzeit ausgestellten und verwendeten magistralen Rezepturen von Apotheken, niedergelassenen Ärzten und Spitälern. Diese Zielgruppen erhielten einen Einladungsbrief mit der Bitte um Mitarbeit und weiterführenden Informationen zur Rezepturenrückmeldung.
Eingabe der Daten in eine Datenbank zur Kategorisierung, Strukturierung und Verdichtung.
Galenische Überarbeitung in den Labors der Universität Innsbruck.
Standardisierte und qualitätsgeprüfte Empfehlungen (Prüfung durch zuständige Experten der Fachgesellschaft) und Kompilierung eines Standardwerkes mit Grundrezepten für verschiedene Indikationen/Diagnosen.
Die Erscheinung des Kompendiums erfolgte einerseits in gedruckter Form sowie als Online-Version auf juniormed.at.
Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr
Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer
„Die Umsetzung des Projekts schafft eine Unabhängigkeit vom Arzneimittelmarkt bei Nichtlieferbarkeiten von Fertigpräparaten. Dies gewährleistet eine gesicherte Arzneimittelqualität in Therapiebereichen, die nicht durch Fertigarnzeien beantwortet werden können. Dabei handelt es sich um eine zukunftsweisende Qualitätsoffensive zur Arzneimittelversorgung von Kindern und jungen Erwachsenen sowie eine interdisziplinäre Kooperation von Universitäten, Ärzten und Pharmazeuten.“
Mag. pharm. Monika Aichberger
Vizepräsidentin der OÖ-Apothekerkammer
„Es ist uns ein großes Anliegen eine Sammlung an bewährten, stabilen und wirksamen Rezepturen für Kinder und junge Erwachsene zu erarbeiten. Alle Rezepturen werden interdisziplinär bewertet, wissenschaftlich analysiert und in qualitätsgesicherten Herstellungsvorschriften zusammengefasst. Diese Arbeit dient der Optimierung und Vereinfachung der täglichen Praxis bei der Behandlung dieser besonders sensiblen Patientengruppe.“
Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Sperl
Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde
„In diesem besonders sensiblen Medikationsbereich ist es erforderlich, dass sich Medizin und Pharmazie interdisziplinär ergänzen. Wir nutzen eine großartige Chance zur Zusammenführung von standardisierten magistralen Rezepturen für Kinder und junge Erwachsene, denn häufig sind keine Fertigpräparate in der richtigen Dosierung verfügbar. Die Kompilierung dieses Standardwerks mit Grundrezepten für verschiedene Indikationen leistet einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung.“
Dr. Margarete Schramböck
Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort
„Das Wohl der Jugend und der nächsten Generation liegt mir besonders am Herzen und deswegen freue ich mich sehr über den erfolgreichen Abschluss dieses Projektes. Der Arzneimittelkatalog ist ein schöner Beweis für den Erfolg interdisziplinärer Zusammenarbeit, die ganz typisch für das Wirken der Life Sciences, für die ich als Forschungsministerin im BMDW zuständig bin, ist. Als Bundesministerin für Digitalisierung freue ich mich aber auch darüber, dass der Arzneimittelkatalog ebenso digital zur Verfügung steht und die Daten online abrufbar sind.“